Samstag, 26. Januar 2008

Müßige Gedanken beim Füllen von sprechenden Blasen ...


Jetzt ist ANDRAX wieder auf meinem Tisch. Als 850 Seiten-Berg!

Vor 34 Jahren kam er Häppchenweise in wochenlangen Abständen aus Barcelona in Grünwald im Kauka-Verlag an. Fest gerollt in Packpapier-Zylinder. Mit Kordelwindungen verschnürt und die Knoten mit rotem Siegellack verschweißt. Briefmarken in spanischen Großformaten wie bunte Flecken.
Als Absender: Bardon Art, Barcelona.

Die DIN A2-Originale behalten erst einmal stur die Rollenform bei. Müssen in Gegenrichtung scharf über die Tischkante gezogen werden, um halbwegs plan zu liegen.

Schwarz getuschte Bildfolgen in fast filmischer Bewegungsabfolge. Der Katalane Jordi Bernet hat lange Wochen an diesen 44 Seiten gearbeitet.

Schnell ein Bild von der Geschichte machen, den Inhalt aufnehmen und dann in die Redaktion mit den Seiten. Noch die handcolorierten Kopien durchschauen. Das übliche Übermaß an Pink und Violett dämpfen – per Anmerkungen für die Repro.

Die Episode ist längst für die nächste PRIMO-Ausgabe eingeplant und überfällig. Sofort texten. Gaby Schuster, Peter Puls, Peter Wiechmann – wer gerade Zeit hat.

Die fertigen Manuskriptseiten mit dem täglichen Boten zur Setzerei in München bringen lassen ... Vierfarb-Filme anfertigen, Kupfer-Zylinder ätzen. Drucken, heften. Ausliefern.
Bereit für den Leser am Kiosk ... und für uns längst wieder aus dem Sinn. Das nächste PRIMO wartet auf Comic-Originale oder -Vierfarbfilme aus Spanien, Frankreich, Italien, Deutschland.

Man begegnet sich tatsächlich immer zwei Mal im Leben. ANDRAX liegt wieder auf meinem Tisch. Und ich gebe der Odyssee des Schwertkämpfers durch eine chaotische Welt eine neue Sprache. Kasten für Kasten – Blase für Blase. Zehn Blasen pro Seite, 1.500 pro Buch, rund 8.000 in den fünf Büchern ...

Das ist als synchronisiere man stumm einen endlosen Film auf Papier. Und der spätere Lesevorgang geht ja auch stumm vonstatten. Sprechblasen? Klingt irgendwie falsch nach Vertonen!

Ich stecke in den Köpfen der beiden Weggefährten Holernes und Andrax, lasse ihre Gedanken Buchstaben werden. Treibe durch ihren Dialog die Handlung voran. Zusammen mit dem Bild wird das Geschehen lebendig, erlebbar.

Manche Episoden erblickten damals nie das Licht des Marktes und ich erinnere mich – drei Jahrzehnte danach – nur blass oder eben gar nicht an den Geschichtenhergang. Da muss ich an den Bildern entlang einen neuen Faden erfinden und das neue Garn spinnen.

Verleger Andreas Mergenthaler hat die Neuauflage der PRIMO-Serie hartnäckig angestrebt.
Sein kleiner, aber sehr feiner Verlag einigt sich mit den Nachlassverwaltern des Kauka-Erbes und nun bringt der junge Verleger – einst selbst PRIMO-Leser – den kompletten ANDRAX in memoria und in fünf Bänden heraus. Zwei sind bereits in den Händen der Leser. Der dritte ist in Vorbereitung und ich schreibe mich gerade vom vierten zum fünften durch den Seitenberg zum geheimnisvollen Finale vor.


Remake? Eigentlich nicht. Das Art-Work ist ja gleich geblieben. Aber die Optik setzt auf harten Kontrast: grafisches Schwarz-Weiß, keine störende Farbe. Format geändert, Sprache grundlegend reformiert. Mit was hat man es hier also zu tun? Mit einer zeitlosen Serie, die frühere Leser erfreut und neue Leser wieder mitnimmt auf das Abenteuer einer Reise durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Jetzt auf der Zielgerade meiner Textreise durch ANDRAX fallen mir andere Serien aus dem Dunstkreis meines Schaffens ein, bei denen sich ein Wiedersehen bestimmt lohnt.

Da drängt sich natürlich CAPITAN TERROR aus PRIMO geradezu auf. Lonely Wolf HOMBRE aus YPS oder die Prärievagabunden TEX & MEX gehört zu meinen Western-Favoriten. Der Recke DIETRICH VON BERN und der Söldner THOMAS DER TROMMLER (YPS) verkörpern das hohe und das auslaufende Mittelalter.
Beides ganz aktuell im Trend.


BENs BANDE


Ich mache meine näheren Gedanken dazu lesbar!
Demnächst in diesem Notitzbuch!

Dienstag, 22. Januar 2008

Über 40 Jahre im Sattel für die "Neunte Kunst"


Unschwer zu sehen ... das zeichnet! Da wird der lebenslange *Comicer* schnell zu Old Knitterface!








Doch all das, was die Runen gefurcht hat, ist jetzt berichtenswert. Ich habe mich also zu einem Round-Up der Erinnerungen entschlossen und möchte sie hier am elektronischen Lagerfeuer lebendig werden lassen. Will über die Begegnungen mit den Comic-Könnern meiner Zeit erzählen. Vom Creativ-Studio Comicon. Über meine Produktionen, die Wegbegleiter die Illusionen, die Enttäuschungen, die großen Würfe ... dabei soll gern Wissen über das Handwerk der Autoren und Zeichner den Besitzer wechseln. Es wird leider viel zu wenig Erfahrung weiter gegeben.

Soweit die ersten Stichworte. Bislang bin ich sozusagen noch etwas blog-headed und muss mich erst in die perfekte Nutzung dieses Mitteilungs-Mediums einweisen lassen.

Wir lesen uns wieder!

Montag, 7. Januar 2008

Der rasende Rodler im Land der Jodler

Felix austria: Du hast noch richtigen Schnee - und Sonne dazu!

Beides kam uns Genesenden nach drei Wochen Siechtum sehr zupass. Die Viren entschlossen sich hier schnell zum fluchtartigen Abzug ... ich fand in der Bergeinsamkeit eine sage und schreibe viereinhalb Kilometer lange Waldwegpiste und zog mit dem Schlitten zum Gipfel. Dort schnitt ich mir eine Lenkstange aus einem Fichtenstämmchen zurecht. 2,50 m lang ... aber etwas länger und schwerer wäre ideal.

Auf dem Schlitten Platz nehmen, Füße fest gegen die vorderen Holme stemmen. Das dünne Ende der Lenkstange unter den rechten Arm nehmen. Mit beiden Händen fest umfasssen. Das dicke Ende der Steuerstange schleift hinter dem Schlitten auf dem Boden. Losfahren und lenken. Drückt man die Stange nach rechts, wendet sich der Schlitten nach links. Und umgekehrt.

Da die schleifenden Füße als Bremselement fortfallen, rast man in Schussfahrt abwärts. Durch die Kurven schliddern. Auf geraden Strecken Slalom fahren. Entgegenkommende Wanderer in Höllentempo hinter sich lassen. Nichts gegen die tränenen Augen machen können. Nach drei Minuten oder so ausgleiten ... Stillstand! Tief Luft holen!

Die Lenkstangentechnik stammt aus Eschwege. Vor 60 Jahren praktizierte ich sie als Achtjähriger - wie alle meine Freunde - an den Steilhängen. Nirgendwo sonst kennt man die Kunst des gelenkten, rasenden Rutschens!
(Jetzt braucht sie auch keiner mehr. Gibt ja keinen Schnee mehr!)


Sonntag, 6. Januar 2008

Frohe Kunde!

pETEr ist ganz von den Socken,
Feuer, Flamme, krause Locken,
Cowboy, Marketenderin,
Kaper-Käptn, Muezzin.
Fängt jetzt auch bald an zu bloggen.